Erfahrung ist essentiell – das gilt auch für die Kunst, die passenden CRFs für eine klinische Studie zu designen. Ein Case Report Form, kurz CRF, dient der Erfassung der gemäß Prüfplan erhobenen Untersuchungsdaten im Rahmen einer klinischen Studie. Je nach Fragestellung der Studie muss ein CRF somit passgenau auf die benötigten Patientendaten und deren spätere Auswertung abgestimmt werden. Genau darum erfordert der Designprozess ein so hohes Maß an Vorausplanung und Weitsicht wie auch die Fähigkeit zu Dialog und Vermittlung zwischen der Vielzahl der am Studienprozess beteiligten Instanzen.

Bei der Planung und Gestaltung von CRFs ist eine hohe Detailgenauigkeit entscheidend. Worauf muss deiner Erfahrung nach ein CRF-Designer besonders achten?

Besonders wichtig ist es, den CRF-Designer von Anfang an in die Protokollentwicklung mit einzubinden und ihm auch genug Zeit zu geben, sich mit dem Studienprotokoll auseinanderzusetzen. Es ist entscheidend, dass die Maßnahmen, die im Protokoll beschrieben werden, im CRF auch wirklich punktgenau umgesetzt werden können. Das ist in der Praxis oft schwieriger, als man es sich vorstellt.

Wichtig ist, die Vorgaben für das CRF im Protokoll genau zu spezifizieren. Der CRF-Designer muss exakt festlegen, welche Untersuchung zu welchem Zeitpunkt gemacht werden muss und in welcher Reihenfolge. Das ist immer eine Gratwanderung, dem Arzt eine gewisse Freiheit geben zu können und gleichzeitig alle Schritte zu berücksichtigen.

Daher muss im Rahmen des CRF-Designs geklärt werden: Was sieht das Protokoll vor, was möchte das Studienteam und wie muss man das alles dann im CRF berücksichtigen? Der CRF-Designer muss an die spätere Nutzung denken. Wenn bestimmte Items z.B. im CRF an einer ungünstigen Stelle eingebaut sind, kann es sein, dass sie bei der Dateneingabe übersehen werden.

Es sollte vermieden werden, dass manche Seiten einfach vergessen und nicht ausgefüllt werden. Der CRF-Designer sollte das Design also möglichst an die sinnige Abfolge der Untersuchungen anpassen. Das macht es dem Studienpersonal einfacher, die Ergebnisse einzutragen.

Das Thema Standardisierung kommt zwangsläufig auf, wenn man über CRF-Design spricht. Was sind deine Erfahrungen in der Praxis?

Standardisierung ist auf jeden Fall ein ganz wichtiger Punkt, den ein guter CRF-Designer berücksichtigen sollte. Gewisse Dinge sollten immer abgefragt werden. Das vereinfacht den Ablauf natürlich; ist aber auch fehleranfällig. Wenn immer dieselben Dinge abgefragt werden, funktioniert das Pooling besser. Der Punkt ist, dass einerseits, gerade für neue Projekte, oft kein Standard existiert. Der CRF Designer muss dann bei den folgenden Studien auch die vorherigen CRFs und Protokolle mitberücksichtigen, um eine gleichartige Fragestellung sicherzustellen. Andererseits gibt es aber auch einen Lernprozess; man stellt fest, dass eine Frage in einer vorherigen Studie nicht gut oder richtig gestellt war. Das muss man dann ändern, obwohl das spätere Pooling von Daten dann erschwert wird: So hilfreich Standards sind, müssen sie auch weiterentwickelt werden und manchmal auch projektspezifisch angepasst werden. Da muss der CRF-Designer natürlich darauf achten, dass die Fragestellungen übereinstimmen, sonst sind die Daten später nicht zu gebrauchen.

Ein Beispiel, das die Sache vielleicht anschaulicher macht, ist die Frage nach einem Pflaster, das bei einer Studie angewendet wird. Die Frage „Wie viel vom Pflaster klebt noch auf der Haut?“ unterscheidet sich grundsätzlich von der Frage „Wie viel vom Pflaster hat sich von der Haut abgelöst?“. Das Ergebnis wäre ein anderes, die Daten könnten nicht ausgewertet werden. Darum ist es so wichtig, beim Design schon auf die richtigen Fragestellungen zu achten.

Hat der Prüfarzt auch Einfluss auf die Abläufe einer Studie?

Ja. Es kann sein, dass der Prüfarzt das Protokoll vom Sponsor zum Review bekommt und sagt, der Ablauf der Untersuchungen, so wie ihn das jetzige Protokoll vorsieht, ist in der klinischen Praxis einfach nicht durchführbar. Das kann rein medizinische oder auch organisatorische Gründe haben. Dann muss das Protokoll geändert werden.

Der Arzt muss zudem immer auf die Reihenfolge der Untersuchung achten, so dass es für die Logistik im Zentrum passt, dass das Patientenwohl nicht gefährdet ist und die Messergebnisse verlässlich sind.

Worauf kommt es bei der Zusammensetzung des Studien-Teams an?

Qualitativ hochwertige CRFs sind immer eine Teamleistung.
Deshalb ist es hilfreich, wenn man in jedem Team ein paar erfahrene Mitarbeiter hat. Erfahrung hat in der Planung und Durchführung von Studien große Vorteile. Gerade Detailfragen, welche die Statistik oder das Datenmanagement betreffen, erfordern viel Hintergrundwissen vom gesamten Team und können so bei der Studienplanung berücksichtigt werden. Diese beiden Bereiche sind im Rahmen der Protokollerstellung und somit später beim CRF-Design besonders von Bedeutung, damit die Daten entsprechend erfasst werden können.

Über Claudia Loosen:

Claudia verantwortet die Weiterentwicklung der EDC-Produkte bei Healex. Claudia bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich klinischer Studien mit und kennt die Herausforderungen in der Dokumentation und Arbeit mit klinischen Daten.

Über Healex:

Medizinische Forschung und Behandlung zu vernetzen und zu beschleunigen – mit diesem Ziel entwickelt Healex Lösungen, welche die klinische Arbeit und vernetzte Forschung, besonders in der aktuellen Corona-Krise, unterstützen und weiterbringen.

Healex ermöglicht die Übertragung von Information aus den verschiedensten klinischen und Forschungs-Systemen sowie eine sichere und nutzbare Speicherung von Gesundheitsinformationen. Diese Daten können für die Vorsorge, für aktuelle Anamnesen, für die Pflege und Wissenschaft genutzt werden. So können schnelle, standortübergreifende klinische Studien und Echtzeit-Datenaustausch zwischen Forschung und Versorgung realisiert werden.