Eine Paneldiskussion der NEXT Patient Week diskutiert FHIR und wie es die klinische Forschung und Versorgung voranbringt
Am 9. Dezember veranstaltete Healex in Zusammenarbeit mit dem NEXT Pharma Summit eine Podiumsdiskussion über den FHIR-Datenstandard und seine Auswirkungen auf die wissensgenerierende Medizin. Sehen Sie sich die Podiumsdiskussion unten noch einmal an und erfahren Sie mehr über die wichtigsten diskutierten Punkte.
Wir danken allen Podiumsteilnehmern für die wunderbare Diskussion und Next Pharma für die Einladung.
Die derzeitige Corona-Pandemie hat erneut verdeutlicht, wie wichtig die Vernetzung klinischer Forschung und Versorgung ist. Umso mehr stand die diesjährige NEXT Patient Week ganz im Zeichen der Einbindung von Patienten in der Pharmaindustrie, Digital Therapien und der medizinischen Zukunft. Healex Mitbegründer Gustav Vella, Craig Lipset (ehemals Pfizer), Christopher Boone (Abbvie) und Lauren Li (Ipsen) reflektierten in einer Paneldiskussion über die wegweisende Rolle von FHIR in der wissensgenerierenden Medizin.
Die Daten, die für Diagnostik und Behandlung benötigt werden, sind zwar vorhanden, doch oft in unzugänglichen, proprietäre Datenformaten gespeichert oder in Datensilos verschlossen. Aktuelle Entwicklungen konzentrieren sich daher auf die Harmonisierung von Datensätzen und die Schaffung von Schnittstellen zu Gesundheitssystemen und mit von Sponsoren betriebenen Studienmanagementsystemen. Da die Interoperabilität in diesem Bereich schon immer ein Problem war, wie Christopher Boone betont, bietet FHIR die Möglichkeit, Daten nahezu in Echtzeit in klinischen Netzwerken zu verteilen.
Das ehrgeizige Ziel: Standardisierung ohne den Verlust der Flexibilität
FHIR wurde als internationaler, offener Datenstandard entwickelt, um die Probleme unterschiedlicher und nicht zueinander kompatibler Datenstandards zu lösen. Der FHIR-Standard (Fast Healthcare Interoperability Resources) vereinheitlicht eine Vielzahl von Datenformaten und -elementen und bietet eine Anwendungsprogrammierschnittstelle (API) für die Integration und den Austausch elektronischer Patientenakten (ePa). Das Vokabular ist erweiterbar und ermöglicht dadurch die granulare Darstellung von Daten für individualisierte Therapien. Das verbindet Routineversorgung und Spezialdiagnostik miteinander. In diesem Bereich war die Interoperabilität schon immer ein Problem und so bietet FHIR, wie Christopher Boone betont, die Möglichkeit, Daten nahezu in Echtzeit in klinischen Netzwerken zu verteilen.
Der Patient als Informationsgeber und -Empfänger
Hinsichtlich der Transparenz und der Eigentumsrechte an Daten betonen die Diskussionsteilnehmer die Rolle des Einzelnen.
Patienten sollen zuverlässig und einheitlich auf ihre Daten zugreifen können, erklärt Christopher Boone. Ab 2021 sollen alle medizinischen Daten in der elektronischen Gesundheitsakte (ePa) des Patienten gespeichert werden. Durch den Einsatz von FHIR zur Harmonisierung von Daten aus unterschiedlichen Quellen wird ein sicherer Datenaustausch vom und zum Patienten möglich. Dadurch können Daten unterschiedlicher Herkunft in die ePa integriert werden, z. B. Labordaten, Krankenhausdaten oder vom Patienten selbst erfasste Daten. Letzteres ist ein entscheidender Faktor im Bemühen, die Lücke zwischen klinischer Forschung und Versorgung zu schließen.
Wie Christopher Boone es ausdrückt, könnte die Kombination von FHIR und der richtigen Politik ein innovatives neues Ökosystem für klinische Daten schaffen. Wenn sich Forscher, so seine Schlussfolgerung, auf den Patienten als Aggregator verlassen können, und Patienten Zugang und Kontrolle über ihre Daten erhalten, könnte ein nachhaltiges Modell etabliert werden. So könnte sich die Rolle der Patienten dahingehend ändern, dass sie Experten für ihre eigenen Krankheiten werden, sagt Lauren Li.
Die Integration von durch Patienten gesammelten Daten, z. B. aus Gesundheits- oder Fitness-Apps, könnte Ärzten bessere Erkenntnisse liefern. Die Daten aus diesen Quellen könnten wiederum für eine effektivere Gesundheitsvorsorge und individuelle Behandlungen genutzt werden. Schließlich, so Li abschließend, könnten Patienten die bestmöglichen Therapien genau zum richtigen Zeitpunkt erhalten.
Warum die Zeit reif für FHIR ist
FHIR liefert aber nicht nur bessere Echtzeit-Daten für die Forschung. Vielmehr, so die Panelteilnehmer, führt es zu einer Wandel in der klinischen Forschung hin zu einer wissensgenerierenden Medizin, die eine tiefgreifende – und in gewisser Weise disruptive – Neupositionierung der klinischen Forschungsinfrastruktur anstößt.
FHIR standardisiert das Vokabular des Gesundheitswesens und der klinischen Forschung und macht eine ganzheitliche, qualitativ hochwertige, strukturierte Darstellung von Patientendaten für Forschungserkenntnisse sowie für datengesteuerte klinische Entscheidungen zugänglich, wie Gustav Vella argumentiert.
In Anbetracht der aktuellen Situation, so betont er, sei FHIR umso notwendiger, bedenkt man seine Funktion bei der Bekämpfung der Pandemie. Die Covid-19-Forschung kann mit FHIR stark beschleunigt werden. Ein Verzicht auf FHIR könnte, so Vella, zu großen Verzögerungen bei der Bereitstellung von Impfstoffen führen.
Healex setzt sich für FHIR ein
Die Debatte zeigt deutlich, dass es einen Bedarf an neuen Werkzeugen und Infrastrukturen für klinische Daten gibt, die gemeinsam neben den bestehenden IT-Systemen existieren und diese ergänzen können.
Healex hat sich besonders auf die Entwicklung FHIR-basierter Produkte und Technologien konzentriert, die sowohl eine schnellere Interoperabilität als auch eine Datenharmonisierung und -konsolidierung unterstützen. Mit dem Aufbau des Clinical Integration Hub (CIH), einer umfassenden, entwicklerfreundlichen FHIR-Plattform, die einen einfache Integration von FHIR auch in die vorhandene IT ermöglicht, wollen wir dazu beitragen, den kontinuierlichen Prozess der Verbesserung der Interoperabilität im Gesundheitswesen zu unterstützen. Dazu bietet Healex einen FHIR-Server, der eine einfache Speicherung und gemeinsame Nutzung von Daten ermöglicht. Unsere FHIR-Plugins wiederum ermöglichen die maßgeschneiderte Anpassung von FHIR an die bestehende Infrastruktur, während der Healex FHIR-Mapper dabei hilft, klinische Daten aus vielen verschiedenen Quellen nach FHIR zu transformieren. Und nicht zuletzt ermöglicht unser Ontoserver die Nutzung klinischer Terminologien in FHIR.
In unseren Augen ist FHIR ein Game Changer, der eine einheitliche Schnittstelle für Daten im Gesundheitswesen schafft – oder, um es poetischer zu formulieren: eine gemeinsame Sprache zwischen Pharma, Krankenhäusern und Patienten.

Über Healex:
Medizinische Forschung und Behandlung verbinden und beschleunigen – mit diesem Ziel entwickelt Healex Lösungen, die das klinische Arbeiten und die vernetzte Forschung unterstützen und beschleunigen, insbesondere in der aktuellen Corona-Krise.
Healex ermöglicht den Transfer von Informationen aus verschiedenen klinischen und Forschungssystemen sowie die sichere und nutzbare Speicherung von Gesundheitsinformationen. Die Daten können für Prävention, aktuelle Patientenakten, Pflege und Wissenschaft genutzt werden.